Seit mehr als 30 Jahren beschäftigen Sie sich mit Zukunftsfragen. Wünschen Sie sich heute andere Dinge vorrangiger als damals?
In der Friedensbewegung der 1980er Jahre ging es darum, einen Atomkrieg zu verhindern, und wir stellten die Frage nach der Beseitigung des Hungers. Leider ist beides nach wie vor aktuell.
Dazu kommt die ökologische Frage. Ich setze heute auf die Transformationsforschung, in der es darum geht, wie Veränderungen besser und schneller umgesetzt werden könnten.
Welches war Ihr letztes „Aha“-Erlebnis?
Ich schließe mich denen an, die sagen, dass wir für einen Perspektivenwechsel auch neue Begriffe brauchen. Zum Beispiel sollte der Wertschöpfung die Schadschöpfung gegenübergestellt werden.
Sie sind jetzt in Pension. Was machen Sie, was Sie bisher nicht getan haben?
Ich frühstücke jetzt etwas ausgiebiger mit meiner Frau, arbeite am Vormittag an Vorträgen oder Artikeln und habe mehr Zeit zum Kochen.
Hans Holzinger wurde 1957 im oberösterreichischen Gmunden geboren und ist dort aufgewachsen. Schon recht früh hatte er Interesse an entwicklungspolitischen Fragen – und bald darauf ein Abo der Entwicklungspolitischen Nachrichten (EPN), aus denen das Südwind-Magazin hervorging. Nach seinem Geografie- und Germanistikstudium in Salzburg baute Holzinger dort das Friedensbüro mit auf und arbeitete von 1992 bis Juli 2022 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. pädagogischer Leiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen. Seit 1998 ist er Mitglied des Entwicklungspolitischen Beirats der Salzburger Landesregierung, aktuell stv. Vorsitzender.
Seit Kurzem ist Holzinger in Pension, aber aktiv als Senior Adviser der Robert-Jungk-Bibliothek, bei den „Scientists for Future“ und als Rechnungsprüfer von Südwind Salzburg. Nebenbei hat er mehrere Bücher geschrieben, u. a. „Von nichts zu viel – für alle genug“.
In welchen Momenten fühlen Sie sich rundum zufrieden?
Wenn ich in der Natur bin oder unter Menschen, die sich für ähnliche Dinge wie ich engagieren.
Was macht Sie wütend?
Die eklatanten Ungerechtigkeiten auf der Welt und wenn Kinder schlecht behandelt werden.
Was stimmt Sie optimistisch?
Dass wir heutzutage eigentlich das Wissen und die technischen Möglichkeiten haben, um ein gutes Leben für alle zu schaffen.
Was würden Sie ändern, wenn Sie die Macht dazu hätten?
Ich würde die Kluft zwischen Reich und Arm abbauen, u. a. mit Steuern, und das Wirtschaftssystem so umbauen, dass die Grundbedürfnisse der Menschen vorrangig gedeckt werden.
Was kann jede*r Einzelne hierzulande heute noch tun?
Sich bewusst für einen einfacheren Lebensstil entscheiden, NGOs unterstützen, die sich anwaltschaftlich für Gerechtigkeit einsetzen, und selbst in Institutionen gehen, die diese umsetzen können.
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